Auktionshaus

Nachverkauf: The Gustav Klimt Sale

24. April 2024, 17:00 Uhr

0008

Gustav Klimt

(Wien 1862 - 1918 Wien)

„Stehender Akt von vorne, Akt im Profil nach links, das Gesicht dem Betrachter zugewandt (Studie im Zusammenhang mit "Die Freundinnen II", 1916/17)“
1916/17
Bleistift auf Papier; gerahmt
57 x 36,7 cm
Verso bezeichnet: Nachlass / Gustav Klimt / Zimpel Gustav

Provenienz

Nachlass des Künstlers (Gustav Zimpel);
Fischer Fine Art, London;
österreichischer Privatbesitz

Literatur

Alice Strobl, Gustav Klimt, Die Zeichnungen 1912-1918, Bd. III, Salzburg 1984, Nr. 2771, Abb. S. 165

Limit: € 45.000 +Aufgeld +ggf. Folgerecht
Bei Geboten zum Limit fällt dieselbe Gebühr wie bei der Auktion an und ein Zuschlag kann sofort nach Bearbeitung erfolgen.Schätzpreis: € 45.000 - 90.000
Das Auktionshaus behält sich vor, eine Sicherheit in Höhe von 10 % des oberen Schätzwertes in Form einer Bankgarantie oder einer vergleichbaren Besicherung zu verlangen. Bitte beachten Sie zudem, dass Kaufaufträge und Akkreditierungsanfragen bis 24 Stunden vor der Auktion beim Auktionshaus eingehen müssen, um eine vollständige Bearbeitung zu garantieren.

Gebot abgeben

In Klimts spätem Gemälde „Die Freundinnen II“ (1916/17, 1945 verbrannt) werden zwei aufrecht stehende, aneinandergeschmiegte Frauengestalten unterhalb der Körpermitte vom Bildrand überschnitten. Die linke Figur präsentiert sich jugendlich, nackt, neugierig blickend, als Sinnbild des blühenden Lebens; ihre Partnerin zeigt sich völlig bekleidet und vertritt anscheinend einen etwas reiferen, mondänen Frauentypus.
Die zahlreichen Zeichnungen, die Klimt im Kontext dieses Spätwerks zwischen 1915 und 1917 geschaffen hat, drehen sich zum Großteil um die Figur der nackten jungen Frau und weisen zwei Kategorien auf. Die hier gezeigte Darstellung von zwei stehenden Aktfiguren (Kat.-Nr. 8) zählt zu jenen Blättern, in denen Klimt seine Modelle in Zweier- oder Dreiergruppen festhält. Die Kombination der seitlich dargestellten Frau, die ihr Gesicht dem Betrachter zuwendet, und der teilweise von ihr überschnittenen, frontal stehenden Aktfigur erinnert entfernt an die Situation der „Freundinnen“ im Gemälde, obwohl hier von einer unmittelbar vorbereitenden Funktion nicht die Rede sein kann. Mit teils heftig geführtem Bleistift registriert Klimt die Umrisse des vorderen, eindeutig nicht-idealen Körpers, wobei er die Wölbungen von Bauch, Gesäßpartie und Brüsten sowie das eckig betonte Schulterblatt markant hervorhebt. Anregungen des Expressionismus sind hier nicht zu übersehen. Wie ein Stenogramm wirkt das dreieckig stilisierte Auge, das zusammen mit dem leicht geöffneten Mund den Ausdruck intensiviert. Was Klimt in seinen mehrfigurigen Studien immer wieder beschäftigt, ist die Interaktion zwischen den rhythmisch fließenden, einander gegenseitig verstärkenden Körperkonturen. Zu den besonderen Eigenschaften dieser Zeichnungen zählt auch die Art, in der er die Geschlechtsmerkmale der posierenden Modelle – in unserem Fall sind es die Brustwarzen und die Schamhaarpartien – pointiert nebeneinander stellt.
(Marian Bisanz-Prakken, 2023)