Auktionshaus

Auktion: Evening Sale - Zeitgenössische Kunst

27. November 2023, 19:00 Uhr

0032

Hermann Nitsch*

(Wien 1938 - 2022 Wien)

„Schüttbild“
2011
Acryl, Blut auf Leinwand; ungerahmt
200 x 150 cm
Rückseitig signiert und datiert: Hermann Nitsch 2011

Provenienz

2013 Galerie Thoman, Innsbruck;
seither österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Ergebnis: € 66.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Die bunten Acryl-Schüttbilder von Hermann Nitsch stellen einen interessanten Wendepunkt, oder vielmehr eine Art Ergänzung zu seinem künstlerischen Schaffen dar. In dieser Zeit hatte Nitsch bereits eine lange Geschichte von Aktionskunst und Malerei hinter sich. Im Gegensatz zu den früheren, meist mit Blut durchtränkten Arbeiten, die eine rohe und wilde Ausdrucksform darstellen, sind diese Bilder geprägt von einer gewissen Kontrolle und Präzision: er ließ bunte Acrylfarben aus ihren Dosen über die Oberfläche rinnen, wobei er darauf achtete, dass das Weiß der Leinwand zwischen den Rinnsalen sichtbar blieb.

Die Verwendung von Acryl ermöglichte es Nitsch, eine breite Palette von intensiven Farben zu verwenden, die eine große Lebendigkeit und Energie erzeugen. Die Kontrolle über den Schüttvorgang verleiht diesen Bildern eine gewisse Struktur und Ordnung, die in starkem Kontrast zu den chaotischen, impulsiven Aktionen des Orgien-Mysterien-Theaters stehen.

Diese „wohldosierten“ Leinwände bilden keine Abkehr von Nitschs früheren Werken, sondern vielmehr eine Weiterentwicklung seiner künstlerischen Sprache. Inspiriert von Ölwaggons, die der Künstler am Verschiebebahnhof in Budapest gesehen hatte, an deren Außenseiten das schimmernde Öl in dünnen Rinnsalen hinunterfloss, schuf er Werke wie das hier gezeigte, die den Betrachter in einen Dialog zwischen Kontrolle und Zufall, Struktur und Chaos einbeziehen sollen.

(Ina Waldstein)