Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

03. Dezember 2019, 18:00 Uhr

0432

Werner Berg*

(Elberfeld 1904 - 1981 Rutarhof)

„Neuschnee“
1969
Öl auf Leinwand
60 x 100 cm
Monogrammiert rechts unten: W. B.

Provenienz

direkt vom Künstler erworben;
Privatbesitz, Kärnten;
seit ca. zwanzig Jahren in Privatbesitz, Wien

Literatur

Wieland Schmid u. a., Werner Berg, Gemälde, mit einem Werkverzeichnis von Harald Scheicher, Klagenfurt 1994, WV-Nr. 874, Abb. S. 134 sowie s/w-Abb. S. 306;
Harald Scheicher, Werner Berg. Wirklichkeit im Bildhaften, München 2012, Abb. S. 345

Schätzpreis: € 100.000 - 180.000
Ergebnis: € 197.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

"Nun haben wir längst Schnee, Schnee wie seit Jahren nicht. Eine Woche waren wir ohne jede Postverbindung; wollten sie einen unausgepflügten Steig gehen, so blieben Sie gleich bis zum Bauchnabel stecken. Aber herrlich ist das, für uns der schönstdenkbare Lebenszustand, besonders dann, wenn ich die Pinsel halten und das Werk wieder unter den Händen darf wachsen fühlen. Im gleichen Augenblick pfeif ich auf alle Doktrinen und zeitzugespitzten Reflexionen, sondern atme voller und tiefer, weil sich die Segel wieder mit Wind füllen und das Boot gleitet. ... Dann preist man das Leben und möchte flehen, dass es nicht einstürzt. Ich muss nur immer weniger auf das Getriebe und Geschiebe draußen schauen, um den Innenraum vor Versehrung und Verstörung zu bewahren. Aber wenn mir die Hände taugen, will ich mich nicht über die unfähigen Ellbogen beklagen", schreibt Werner Berg im Feber 1952 an Maria Schuler.

Das Bild zeigt den Ausblick von Werner Bergs Atelier unmittelbar nach einem ergiebigen Schneefall. Die Sonne bricht durch die sich lichtenden Wolken und lässt den frischen Schnee strahlend aufleuchten, der noch schwer auf den Ästen der hohen Linden und den Zäunen lastet. Werner Berg, der den Rutarhof, einen Bergbauernhof hoch über der Drau bei der Annabrücke unter einfachsten Bedingungen bewirtschaftete, fand hauptsächlich im Winter Zeit zum ungestörten Malen. Seinem Drang nach Vereinfachung des Gesehenen auf das wesentlich Bildhafte kam das alles überdeckende Weiß des Schnees sehr entgegen. Anders aber als die meisten seiner übrigen Bilder, sind jene aus der allernächsten Umgebung des Hofes immer direkt vor dem Motiv gemalt. Das Weiß des Schnees ist in den verschiedensten Farbtönen gebrochen – von hellstem Gelb über Türkisblau bis zu Violett. In weichen Rundformen sind Äste und Schneekuppen wiedergegeben. Ein magisches Gespür für die atmosphärische Besonderheit des Moments macht den einmaligen Reiz dieses Bildes aus, das die tiefe Verbundenheit und Vertrautheit des Künstlers mit seiner Wahlheimat eindrücklich bezeugt.
(Harald Scheicher)