Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

25. November 2014, 15:00 Uhr

Objektübersicht
Objekt

0122

Alfons Walde*

(Oberndorf 1891 - 1958 Kitzbühel)

„Bauernsonntag“
1927
Öl auf Karton
53 × 46,5 cm
Signiert rechts unten: A. Walde
Originales Künstleretikett mit Titel rückseitig
Originaler Künstlerrahmen

Provenienz

direkt beim Künstler erworben; seither in Besitz der Familie des ersten Eigentümers (Privatbesitz, Deutschland)

Das Bild ist im Werkarchiv von Alfons Walde registriert.

Schätzpreis: € 100.000 - 200.000
Ergebnis: € 352.800 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Als 1927 in der Wiener Secession die Ausstellung "Tiroler Künstler" gezeigt wurde, war Alfons Walde prominent mit sechzehn Gemälden vertreten, auch das Gemälde "Bauernsonntag" wurde präsentiert. Nach dem Krieg hatte sich Walde gegen die österreichische Kunstmetropole und für seine Heimatstadt Kitzbühel entschieden, wo er sich dauerhaft niederließ. Wien blieb dennoch im Fokus seines Wirkungsinteresses. Er beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen in der Secession und im Künstlerhaus und fand im Laufe der zwanziger Jahre bedeutende überregionale Resonanz. Im Wien der Vorkriegsjahre, in secessionistischen und frühen expressionistischen Künstlerkreisen, vor allem bei Gustav Klimt und Egon Schiele, hatte Walde die wesentlichsten Impulse für die Entwicklung seiner persönlichen Handschrift erhalten. Die formalen Anregungen, die er von der Wiener Avantgarde empfing, verband er mit seinem charakteristischen Motivbereich, der sich ganz der Milieuwelt der Kitzbüheler Gegend verschrieb und das Großstädtische als Thema völlig ausblendete.

Die Figur des Bauern hat Walde zeitlebens beschäftigt. Eingebunden in seinen Landschafts- und Lebensraum hat er den Typus des Bauern facettenreich malerisch festgehalten. Großfigurig dominieren zwei blockhaft gebaute, kräftige Bauern die schneebedeckte Berglandschaft des Gemäldes "Bauernsonntag". Zentral ins Bild gesetzt, füllen ihre klobigen, monumental wirkenden Körper fast den ganzen Bildraum. Statisch und ruhig verharren sie in ihrer Position und präsentieren ihr Festtagsgewand. Jede Andeutung des Individuellen, jede nähere Charakterisierung oder Ausformung von physiognomischen Zügen fehlt. Waldes Figuren sind keine Individuen, sie sind Archetypen, Träger einer allgemeingültigen Situation.
Mit kompositorischer Raffinesse setzt Walde die Gebäude des Berghofs als rahmendes Element hinter die beiden Figuren. Umgeben von einer tiefen Schneeschicht, fügt sich die gebaute Architektur harmonisch in die Landschaft ein. Im Hintergrund wird der Blick von der steil aufragenden Bergkulisse und dem wolkenfreien Blau des Himmels begrenzt. Dieses bei Walde geradezu obligate Himmelsblau avanciert in den Winterbildern zu einem bildbestimmenden Aspekt und spiegelt sich in den nuancenreichen Blau-Weiß-Schattierungen des Schnees ausdrucksstark wider. Die Darstellung kommt mit einer sehr reduzierten Farbskala aus: das Weiß des Schnees, das mit dem bäuerlichen Festtagshemd korrespondiert, das Schwarz der Tracht, das intensive Himmelsblau, das im volkstümlichen Tuch Widerhall findet und das Ocker der Hauswände prägen die Komposition. Im Detail ist das Bild jedoch bemerkenswert differenziert gemalt, allein das Wechselspiel von Licht und Schatten auf den weichen Hügeln und Mulden der schneebedeckten Landschaft schafft vielfältig changierende Licht- und Farbwerte. In seiner Farbintensität und formalen Ausdruckskraft ist das vorliegende Gemälde eine bemerkenswert schöne Variante des Bildthemas "Bauernsonntag". (CMG)