Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

19. März 2013

0164

Arnulf Rainer*

(Baden 1929)

„Filippo Brunelleschi“
1977
Plaster /oil & resin
38,1 × 43,9 × 25,9 cm

Schätzpreis: € 30.000 - 60.000
Auktion ist beendet.

Arnulf Rainer*
(Baden 1929 geb.)

Filippo Brunelleschi, 1977
Gipsbüste, Öl und Harz; 38,1 x 43,9 x 25,9 cm
Auf der Rückseite signiert und datiert: A Rainer 77

Literatur: Katalog zur Ausstellung Arte - Genio - Follia - Il Giorno e la notte dell'Artista, Siena, Complesso Museale Santa Maria della Scala, 2009, S. 485 (Abb.)

"Ich betrachte Kunst als etwas, das den Menschen erweitern soll. Wenn sich der Mensch nicht bemüht, wenn er sich nicht anstrengt, ist er ein reduziertes Wesen. Das ist zu seinem Schaden, da ein reduzierter Mensch viel weniger Mensch ist und auch viel weniger von sich hat."
(Arnulf Rainer)

Arnulf Rainer wurde am 8. Dezember 1929 in Baden bei Wien geboren. Während seines Studiums an der Staatsgewerbeschule in Villach setzte er sich mit dem Surrealismus auseinander. Die Akademie der bildenden Künste in Wien besuchte er 1949 nur wenige Tage, da er den öffentlichen Lehrbetrieb als einengend empfand. Zusammen mit den Künstlern des phantastischen Realismus wie Arik Brauer, Ernst Fuchs und Josef Mikl gründete er 1950 die so genannte Hundsgruppe, deren einzige Ausstellung mit einer Publikumsbeschimpfung eröffnet wurde. Während einer Parisreise 1951 beschäftigte er sich mit der Kunst Jackson Pollocks und Jean-Paul Riopelles. Die gestische, informelle Malweise prägte sein weiteres Schaffen. In den siebziger Jahren konnte sich Rainer auf dem Kunstmarkt durchsetzen; von 1981 bis 1995 hatte er eine Professur an der Akademie der bildenden Künste in Wien inne.

Die frühen Werke der fünfziger Jahre sind von gestischen Bildzeichen bestimmt. Erste Übermalungen, die Rainer als Stilllegung oder Mortifikation bezeichnete, entstanden ab 1953. Hier ist der Prozess des Malens wichtiger als das Ergebnis selbst, es entstehen fast monochrom schwarze Bilder.
Mitte der siebziger Jahre begann Rainer, die Fotos berühmter Kunstwerke zu übermalen. Zweck dieses Verfahrens war es, durch Irritation und Verwandlung der Vorlagen Meisterwerke neu zu entdecken. Gegen Ende der siebziger Jahre thematisierte Rainer den Tod, indem er Totenmasken und Photographien Verstorbener übermalte. In den Schleierbildern (ab 1997) verwendete er Leimfarben, die er zwar auch in Schichten übereinandermalte, die sich aber durch Transparenz auszeichnen. Die Strukturen der einzelnen Farbbereiche werden deutlich, und ein feines Farbenspiel ist die Folge. Das früher bevorzugte Schwarz war nun fast vollkommen aus seinem Werk verbannt, auch durch den Einsatz von farbigen Laserkopien als Vorlagen.

Rainers Werk reicht von fast monochrom schwarz gemalten Bildern bis zu den farbigen Variationen seiner späten Werke. Mit seinen Übermalungen schuf er eine Kunst, die neue Interpretationsmöglichkeiten für schon Bekanntes gibt, etwas schon Gesehenes in neue Zusammenhänge stellt und Aspekte betont, die ohne diese Technik nicht sichtbar würden.