Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

27. November 2023, 14:00 Uhr

0115

Oskar Kokoschka*

(Pöchlarn 1886 - 1980 Montreux)

„Alma Mahler im Liegestuhl“
1913
Kohle, violetter Farbstift (verblasst) auf Papier; gerahmt
34,5 x 22,5 cm
Monogrammiert links unten: OK

Provenienz

Sammlung Bohuslav Kokoschka, Wien;
Privatbesitz, Wien

Ausstellung

2008 Linz, Lentos Kunstmuseum, Oskar Kokoschka. Ein Vagabund in Linz. Wild, verfemt, gefeiert, 31.05.-05.10.

Literatur

Ernest Rathenau (Hg.), Oskar Kokoschka. Handzeichnungen 1906-1969, New York 1971, Nr. 26 (s/w-Abb.);
Alfred Weidinger/Alice Strobl, Oskar Kokoschka, Die Zeichnungen und Aquarelle 1897-1916, Salzburg 2008, WV-Nr. 524, s/w-Abb. S. 353;
Stella Rollig (Hg.), Oskar Kokoschka. Ein Vagabund in Linz. Wild, verfemt, gefeiert, Ausst.-Kat., Lentos Kunstmuseum Linz, Linz 2008, Abb. S. 74

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Ergebnis: € 46.200 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Im umfangreichen Gesamtwerk von Oskar Kokoschka ist die Zeichnung gleichbedeutend mit der Malerei. Sie ergänzen und inspirieren einander und sind immer spezifisches Ausdrucksmittel für ein künstlerisches Wollen. Nach dem Studium an der Kunstgewerbeschule ab 1905 und seiner Mitarbeit bei der Wiener Werkstätte bis 1910 wird Kokoschka danach Assistent an der Kunstgewerbeschule. 1912 beginnt die obsessive Beziehung zu Alma Mahler. Ihr Abbild ist bis 1914 und darüber hinaus aus dem Werk Kokoschkas nicht mehr wegzudenken.

Im März 1913 unternahmen Oskar Kokoschka und Alma Mahler ihre erste gemeinsame Reise nach Italien - von Venedig bis Neapel. Es entstanden zahlreiche Landschaftszeichnungen und Straßenszenen und natürlich Arbeiten zu Alma Mahler. Wie auch die vorliegende in Neapel entstandene Zeichnung. Alma Mahler trägt ein plissiertes Kleid. Die eigenwillige Perspektive als Draufsicht lässt die Figur schwebend im Raum erscheinen. Eine entspannte Haltung. Der Kopf leicht gedreht mit einem verträumten sanften Ausdruck im Gesicht, angenehm gestützt durch die Finger einer Hand. Der zweite Arm hängt gänzlich unbeschwert und der Körper liegt wie im Schlaf fest auf. Eine für diese Darstellung notwendige Liege ist zeichnerisch vollkommen ausgeblendet und nur durch die Haltung und den Ausdruck assoziierbar. Die Falten des Kleides bestimmen den zeichnerischen Stil.

Ende 1914 ist die Beziehung bereits in Auflösung. Im April des darauffolgenden Jahres meldet sich Kokoschka freiwillig zur Front und kurze Zeit später heiratet Alma Mahler Walter Gropius.

Diese Zeichnung ist neben aller künstlerischer Fertigkeit ein berührendes Dokument der großen obsessiven Leidenschaft von Oskar Kokoschka für Alma Mahler.
(Christa Armann)