Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

22. Juni 2023, 16:00 Uhr

5051

Alfred Hrdlicka*

(Wien 1928 - 2009 Wien)

„Ringer“
1962
Bronze
39 x 29 x 21 cm
Signiert und nummeriert: Hrdlicka 1/6
Bronze-Auflage: 6 arabisch-nummerierte und einige E.A.

Provenienz

Privatbesitz, Deutschland

Literatur

Vgl. Michael Lewin, Alfred Hrdlicka - Das Gesamtwerk Bildhauerei, Wien - Zürich 1987, S. 88.

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Auktion ist beendet.

Alfred Hrdlicka zählte zu den herausragendsten Bildhauern und Grafikern der österreichischen Moderne. Bekannt war er unter anderen für sein kolossales „Mahnmal gegen Krieg und Faschismus“ (1988) in der Wiener Innenstadt. Von Stilen und Strömungen hielt der Querdenker wenig – Hrdlicka vertrat stets seine eigene Position, was in der modernen Kunst des 20. Jahrhunderts einen autonomen Stellenwert einbrachte. Geboren 1928 in Wien, wuchs Hrdlicka in einer instabilen und unruhigen Zeit auf. Die Schrecken des Krieges und die NS-Diktatur erlebte er am eigenen Leib. Schon früh entwickelte er ein politisches Bewusstsein. Zeitlebens engagierte sich der linksliberale Künstler für Aufklärung und Gerechtigkeit. Hrdlicka studierte nach dem Zweiten Weltkrieg Malerei an der Wiener Akademie bei Albert Paris Gütersloh und Josef Dobrowsky sowie Bildhauerei bei Fritz Wotruba. Seinen internationalen Durchbruch feierte er bei der XXXII. Biennale in Venedig (1964), wo er gemeinsam mit Herbert Boeckl Österreich vertrat. Neben seiner Tätigkeit als bildender Künstler, hatte er Professuren in Stuttgart, Hamburg, Berlin und Wien. Hrdlicka starb 2009 im Alter von 81 Jahren.

Hrdlicka verstand sich zeitlebens als Klassiker, der Tradition und Moderne zur kreativen Synthese vereinen versuchte. In der Bronzeskulptur der Ringer zeigt Hrdlicka den Kampf zweier nackter Athleten. Mit seinem Motiv greift der Bildhauer auf antike Vorbilder zurück. Der Agon, der sportliche Wettkampf, zählte zu den großen Leidenschaften der Griechen. Die Kleinplastik zählt zu Hrdlickas Themenkreis der Gladiatoren. Hrdlicka selbst dazu: „Der Gladiator ist für mich ein Synonym für den modernen Menschen. Das Sich in der Arena zur Schau stellen ist für jemanden, der es in unserem System zu etwas bringen will, ein notwendiges Übel geworden. Dem Sieger wird zugejubelt, den Verlierer vergisst man.“ (Alfred Hrdlicka zitiert aus: Michael Lewin: Alfred Hrdlicka. Das Gesamtwerk. Schriften, Wien [u. a.] 1987, S. 156)

Gegossen wurde die Arbeit vom bekannten Wiener Bronzegießer Alfred Zöttl, der für Alfred Hrdlicka, Fritz Wotruba, Gustinus Ambrosi und viele andere arbeitete. Vom Motiv gibt es noch eine weitere Variante in Gips aus dem Jahr 1962. Parallelen findet man auch in Hrdlickas druckgrafischem Werk oder in seinen bekannten Kunstwerk Plötzenseer Totentanz mit dem Thema Tod im Boxring.

(Stefan Üner)