Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

22. Juni 2023, 14:00 Uhr

4059

Edith Kramer*

(Wien 1916 - 2014 Grundlsee)

„Bildnis Berthold Viertel“
1941
Öl auf Leinwand; gerahmt
66 x 46 cm
Signiert und datiert rechts unten: KRAMER / 1941

Provenienz

direkt von der Künstlerin erworben;
österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Ergebnis: € 13.200 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Der Wiener Lyriker, Dramatiker, Schriftsteller sowie spätere Burgtheater-Regisseur blickt - im Alter von fast 60 Jahren dargestellt - auf ein bewegtes Leben zwischen der Literatur, dem Theater sowie der Arbeit als internationaler Regisseur zurück. Nach dem Ersten Weltkrieg feiert Viertel Erfolge in Dresden und konnte sich durch vielversprechende Ur- und Erstaufführungen in seiner Position als Oberspielleiter zum expressionistischen Starregisseur etablieren. Schon 1922 drehte er seinen ersten Stummfilm „Nora“ in Berlin. Es folgten bald darauf Aufträge der amerikanischen Filmindustrie und ein Umzug nach Hollywood. In den 30er Jahren kehrte Viertel zurück nach Europa, musste seine neue Wahlheimat Berlin jedoch aufgrund der nationalsozialistischen Machtergreifung verlassen und war zum Exil in London gezwungen. 1941 erschien sein Gedichtband „Fürchte dich nicht!“, welcher heute ein bedeutender Beitrag der deutschen Exilliteratur ist.

Elisabeth Neumann, Edith Kramers Tante, emigrierte schon im März 1938 nach New York, ihre Nichte und der Rest der Familie folgten nach. Seit 1940 lebte sie mit ihrem späteren zweiten Ehemann Berthold Viertel in New York zusammen. Das Paar fand neue Perspektiven in der Wahlheimat. So bot die amerikanische Hauptstadt der jungen Künstlerin einige Möglichkeiten, ihren Berufungen - der Malerei sowie der Psychotherapie – nachzugehen, die ab den 50er Jahren mit ihrer Arbeit als Kunsttherapeutin für Kinder zu einem Schwerpunkt ihrer Karriere werden sollten. 1948 verließen Berthold Viertel und Elisabeth Neumann-Viertel New York und kehrten zurück nach Wien. Als Burgtheater-Regisseur versuchte Viertel bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1953 eine neue Dramatik, die er aus dem englischen Sprachraum mitbrachte, zu etablieren.
Mehrmals verewigte die Künstlerin Edith Kramer ihren Onkel in Porträts, von denen eines heute im Besitz des Theatermuseums Wien ist.
(Valerie Pauß)