Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

18. April 2023, 15:00 Uhr

0005

Carl Moll

(Wien 1861 - 1945 Wien)

„Waldweg bei Kreuzberg an der Rax“
1943
Öl auf Leinwand; gerahmt
70,5 x 60,5 cm
Monogrammiert und datiert rechts unten: CM 43

Provenienz

Dorotheum Wien, 06.12.1990, Nr. 94;
Galerie Martin Suppan, Wien;
österreichischer Privatbesitz;
Auktionshaus im Kinsky, 18.06.2008, Nr. 196;
österreichische Privatsammlung

Literatur

Cornelia Cabuk, Carl Moll. Monografie und Werkverzeichnis, Belvedere Werkverzeichnisse, Band 11, Wien 2020, GE 573, Abb. S. 278

Schätzpreis: € 60.000 - 100.000
Ergebnis: € 115.200 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Die dichten Stämme eines hohen Fichtenwalds säumen den Weg, der in einer schwungvollen Kurve zu einer sonnigen Lichtung führt. Der heitere Sommerhimmel blitzt stellenweise durch das Dickicht und erhellt die Wiesen im Mittelgrund. Der in der Ferne liegende, jenseitige Waldsaum beschließt das Blickfeld wie eine grün-blau leuchtende Wand. Die Abfolge von hellen und schattigen Zonen schilderte Moll in diesem Spätwerk virtuos in pastosem Pinselduktus, wobei die realistische Wiedergabe von Details der Baumstämme und Rinde bemerkenswert ist. Im üppigen, teilweise gespachtelten Farbauftrag bildet die Schilderung von atmosphärischen Werten der kühl schattigen Waldzone eine harmonische Einheit mit der geometrischen Komposition der parallel, in nahezu regelmäßigen Intervallen senkrecht aufragenden Fichtenstämme, deren Kronen vom oberen Bildrand abgeschnitten werden. Im nahezu quadratischen Format und dem stimmungsvoll durch die dichten Baumstämme dringenden Licht wird eine Reminiszenz an Klimts Waldinterieurs vom Attersee wirksam. Anhand des akzentuierten Kolorismus gestaltete der 82-jährige Moll die Pleinairmalerei zu einem authentischen Seherlebnis. Er malte das Motiv in der Nähe seines Alterswohnsitzes, dem ehemaligen Sommerhaus von Alma Mahler in Breitenstein an der Rax.
In seiner Korrespondenz beschrieb Moll damals rückblickend die ihn prägenden künstlerischen Eindrücke, „der erste war: Schindler, der zweite die Secessionsgründung – Gustav Klimt – und dann 1911: Kokoschka, Faistauer, Kolig, Wiegele. In den darauffolgenden Jahren habe ich viel gesehen, gelernt, habe Maßstab gewonnen, einen Gipfel erstiegen – Cézanne. Dann vereinsamte ich.“ In einem anderem Brief bedauerte er, nicht mehr in den Süden fahren zu können: „Sie können aus den Motiven ersehen, wie schwer es mir heute werden muß, im schwarzen Tannenwald Töne zu suchen – Wie leicht das in der Provence oder Nordafrika sein muss.“ Dennoch vermittelt dieses Alterswerk durch einfühlsame Naturbeobachtung, das geometrische Kompositionsprinzip und das klangvolle Kolorit eine an Gustav Mahler erinnernde Musikalität der Sichtweise.
(Cornelia Cabuk)