Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

30. Juni 2022, 17:00 Uhr

2244

Franz West*

(Wien 1947 - 2012 Wien)

„Plattenständer“
1974
Holz, bemalt
91 x 60 x 28 cm (Plexiglaskasten)
Rückseitig signiert, bezeichnet und datiert: West Nachsign 1974 Plattenständer

Provenienz

direkt vom Künstler erhalten;
seither österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Auktion ist beendet.

Ganz im Sinne der Ideologie des dadaistischen Künstlers Marcel Duchamp, welcher 1917 erstmals einen Alltagsgegenstand in den white cube transferierte, um diesen als „objet trouvé“ zu einem Kunstwerk zu erheben, präsentiert Franz West ein Möbel des alltäglichen Gebrauchs hinter einem Glassturz einem Gemälde ebenbürtig – nämlich schlicht zum Hängen an die Wand gedacht. Der Titel „Plattenständer“ spricht dem Objekt eine bestimmte Funktion zu, die sich allerdings kaum erfüllen lässt. Das Kunstwerk, das die Einflüsse von Minimalismus und Arte Povera gleichermaßen in sich trägt, dient einzig und allein der Betrachtung und der Kontemplation.

In den 1970er Jahren schafft West eine Reihe an Objektbildern, die Gebrauchsgegenstände auf weiß gestrichenen Holzbrettern zeigen. Hierbei beschäftigt den Künstler neben der Frage der Nutzbarkeit jene der Grenzziehung zwischen bildender und angewandter Kunst, sowie der Gedanke, inwiefern ein Designobjekt als Kunstwerk betrachtet werden kann.

1974, im Entstehungsjahr des „Plattenständers“, arbeitet Franz West bereits an seinen ersten „Passstücken“, die eine Anwendung durch den Betrachtenden ausdrücklich einfordern, und welche erst durch die Interaktion zu Kunstwerken avancieren. Aus den „Passstücken“ entwickelt West etwa zehn Jahre später die ersten gebrauchsfähigen Möbelstücke, die ihr Versprechen allerdings nur bedingt einlösen – viele von Wests Stühlen, Liegen und Sitzbänken sind unbequem, die Nutzbarmachung eine Überwindung. Dass Wests Œuvre von Humor und Ironie durchtränkt ist, die Grenze zwischen Leben und Kunst verwischend, wiederholt die Frage nach der Funktion von Kunst aufwirft, wird in der Arbeit „Plattenständer“ in vollem Ausmaß bewusst.

(Isabell Kneidinger)