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Carl Moll
(Wien 1861 - 1945 Wien)
„Atelieransicht mit prunkvollem Stillleben“
1894
Öl auf Leinwand
146 x 122 cm
Signiert und datiert links unten: C Moll 1894
Rückseitig Etikett: Kunstausstellung zu Dresden 1895. / 282
Provenienz
Privatbesitz, Österreich
Ausstellung
1895 Dresden, Akademische Kunstausstellung, Nr. 156
Literatur
Vgl. Illustri(e)rter Katalog zur akademischen Kunst-Ausstellung, Dresden 1895, S. 14, Nr. 156 "Stillleben"
Das Gemälde wurde von Cornelia Cabuk für das Werkverzeichnis Carl Moll in der Reihe der Belvedere Werkverzeichnisse dokumentiert.
Schätzpreis: € 17.000 - 25.000
Ergebnis: € 19.200 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.
Im umfangreichen Oeuvre Carl Molls nehmen Stillleben einen eigenen, konsequent durchgeführten Themenkomplex ein. Stilistische Entwicklungen und malerische Überlegungen lassen sich an diesen deutlich verfolgen.
Die frühesten bekannten Stillleben entstanden im Zeitraum zwischen 1889 und 1894, also noch während seiner Zeit als Schüler und Vertrauter des Landschaftsmalers Emil Jakob Schindler bis knapp zwei Jahre nach dessen Tod. Diese Werkphase zeichnet sich durch zumeist ungewöhnlich große Formate sowie durch eine gezielte Auseinandersetzung mit dem Kontrast von dunklem Kolorit zu hell beleuchteten Bildflächen. Die Künstlichkeit des phantasievollen Arrangements von einer Madonnen-Statue, Büchern, einem Globus, Glas- und kunstvoll gearbeiteten Metallobjekten steht in deutlichem Widerspruch zu den Landschaftsbildern, die er direkt vor der Natur malte. Stillleben entstanden daher vermutlich in den Wintermonaten in Wien, die Landschaften im Sommer in Plankenberg. Und während bei Letzteren Schindler das maßgebende Vorbild war, setzen die Stillleben eine intensive Auseinandersetzung mit der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts voraus.
Dem stillen Dasein der Objekte malerisches Leben einzuhauchen ist eine der reizvollsten Herausforderungen der Malerei. Moll stellt sich ihr im Bewusstsein der Tradition und mit dem Blick eines modernen Malers, wofür das angebotene Gemälde ein wunderbares Beispiel bietet. Es entstand 1896, und es gibt eine Studie dazu, die vor einigen Jahren im Kinsky verkauft wurde. Wie zufällig scheinen die Dinge dazuliegen und sind doch wohl überlegt ausgesucht: es geht um unterschiedliche Oberflächen, matt, glänzend, Federn und Textilien sowie um kräftige Farbkontraste, die Moll vor allem auch durch die Reduktion auf nur drei Töne erreicht. Erdige Farben neben leuchtendem Gelb und blendendem Weiß erfordern eine fein differenzierte Malweise, um Raum, Lebendigkeit und Spontaneität überzeugend und genussreich zu suggerieren. (MHH)