Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

30. November 2016, 18:00 Uhr

1043

Walter Pichler*

(Deutschnofen/Südtirol 1936 - 2012 St. Martin/Raab)

„Loiterer / Blue Pants“
2000
Collage, Tempera, Tusche und Bleistift auf Papier; gerahmt
127 × 54 cm
Signiert, datiert und bezeichnet links unten: Donnerstag, 2. März 2000 Pichler

Provenienz

Privatsammlung, Wien

Literatur

Diane Lewis & Louise Neri (Hg.), Walter Pichler. Drawings, Sculptures, Architecture, Austria o.J., Abb. S. 65

Schätzpreis: € 20.000 - 40.000
Auktion ist beendet.

Die große, in ihrer Haltung und Farbigkeit verschlossene Gestalt im schmalen Hochformat trägt im englischen Titel der Arbeit ihren Zustand: „Loiterer“. Er ist Eckensteher oder Bummelant, in jedem Fall steht er ohne Ziel und Absicht einfach „herum“. Sein unbestimmter erdiger Farbklang und die Körperhaltung mit den in seinen Hosentaschen versenkten Händen unterstützen den Eindruck des Inaktiven: ob selbst gewählt oder schicksalshaft ergeben bleibt hier offen.

Als Collage repräsentiert der „Loiterer“ auf schlichte und daher nachdrückliche Weise den weit gesteckten Zugang Walter Pichlers zu seinen Ausdrucksmitteln. Grenzgänge und Exkursionen in umliegende Disziplinen und Kunstformen erweiterten ständig das Repertoire seiner Medien.
Seine in ähnlicher Farbigkeit ausgeführten Zeichnungen, Collagen und Gouachen mit figuralen Themen zeigen meist isolierte Menschen in schemenhafter Darstellung, die wie hier gesichtslos exisitieren oder auch zu Torsi oder archaischen Elementen reduziert einen Teil ihres Seins offenbaren. Die graphische Behandlung der skizzenhaften Arbeitsweise verrät den Architekten und Bildhauer Pichler, dessen Ideen zu zeichnerischen Konstruktionen umgesetzt werden. In ähnlichem Format ist der „Mann mit Vogel“ (2002) zu sehen, aber vor allem seine Skulpturen, die vertikale Kompositionen aufrechter Figuren thematisieren.

Walter Picher vermittelt mit seinem Menschenbild nicht nur die Bedeutung des Humanen als „Designparameter“ im Gesamtkunstwerk seines Schaffens, sondern er bezieht zunächst seine Visionen aus der einfachen Beobachtung menschlicher Emotionen und Zustände, wie sie vor allem in seinen Zeichnungen durch deren unmittelbare Direktheit zum Ausdruck kommen. (Claudia Lehner Jobst)