Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

07. Juni 2016, 18:00 Uhr

0255

Oskar Laske*

(Czernowitz 1874 - 1951 Wien)

„Tiermarkt in Timbuktu“
1948
Öl auf Leinwand
77,5 × 64 cm
Signiert und datiert rechts unten: O. Laske 1948

Provenienz

aus dem künstlerischen Nachlass;
österreichischer Privatbesitz

Literatur

Lily Schulz-Laske und Elisabeth Kesselbauer-Laske (Hg.), Oskar Laske, Der künstlerische Nachlass, Wien 1952, S. 10, Op. 239;
Peter Chrastek, Hagenbund und seine Künstler, Wien 1900-1938, Wien Museum 2016, Abb. S. 164

Schätzpreis: € 14.000 - 28.000
Ergebnis: € 15.840 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Als Oskar Laske 1948 das Gemälde "Tiermarkt in Timbuktu" malte, lag seine Reise nach Afrika viele Jahre zurück. Dennoch ist das Thema wohl angeregt von den Eindrücken des fremden Landes. Das Erlebnis exotischer Welten gab ihm Anlass für eine narrativ ausschweifende Darstellung eines phantasievoll imaginierten Tiermarktes. In seiner humoristischen Erzählfreudigkeit und unerschöpflichen Erfindungsgabe ganz charakteristisch für Laske, zeigt das Bild nicht nur ein buntes bewegtes Marktleben, es ist vielmehr ein origineller, satirischer Kommentar zum "Wilden Afrika". In bunten kräftigen Farben schildert Laske ein närrisches Treiben mit wilden Tieren, die menschliche Verhaltensweisen haben und Menschen, die sich in ihrem Auftreten den Tieren annähern.
Ein großes Nashorn hat ein breites Grinsen aufgesetzt, es steht links im Vordergrund auf einem Wagen, der von zwei Figuren gezogen wird. Als spiegelverkehrtes Pendant zum Nashorn bewegt sich ein Tapir nach rechts. Zwischen den beiden Tieren findet man eine nackte schwarze Frau in "verdächtig" hockender Stellung. Im mittleren Bereich des Marktes, reitet ein Affe auf einem weißen Pferd von links ins Bild und schwingt eine Peitsche, um das Krokodil zu zähmen, das sein Maul vor den Augen zweier in Rückenansicht wiedergegebenen Zuschauer aufreißt. Der Betrachter wird von wilden Raubkatzen, die sich friedlich vor dem Krokodil versammelt haben, mit direktem Blick kontaktiert. Links neben einem roten Hirsch, der sich desinteressiert vom Marktplatz abwendet, feilschen zwei Figuren. Dahinter werden seltsame, wie kleine Holzpuppen aufgereihte Vögel feilgeboten, während eine sitzende Gestalt auf einer erhöhten Tribüne das Geschehen beobachtet. Der grünlich blaue Himmel wird von Vögeln und drei skurrilen Affen, die aus großer Höhe ins Bild springen, belebt. Neben der vom linken Bildrand beschnittenen Strohhütte vervollständigen Elefant, Giraffe und Zebra die kunterbunte Versammlung der Tiere und Menschen, die entlang des Horizonts von einzelnen Palmen begrenzt wird.
Die "Vogelperspektive" des "Tiermarkts von Timbuktu" ist ein von Laske gerne gewählter Kunstgriff, ist doch der erhöhte Standpunkt prädestiniert für die streumusterartige Verteilung der Figuren über die Bildfläche und die detailreiche Darstellung einzelner Szenen. Die figurale Staffage wird dabei oft wie zufällig vom Bildrand fragmentiert, sodass der Eindruck eines willkürlichen Ausschnitts entsteht. Die kleinteilige, additive Schilderung von satirisch-humorvollen Einzelepisoden zieht sich leitmotivisch durch Laskes künstlerisches Oeuvre. (CMG)