Auktionshaus

Auktion: Jugendstil & Design

17. Juni 2015, 18:00 Uhr

1008

Josef Hoffmann

(Pirnitz 1870 - 1956 Wien)

„Vorratsdose“
Wiener Werkstätte, 1903
Keramik, heller Scherben, innen weiß, außen metallisch glasiert; Oberfläche hammerschlagähnlich strukturiert; auf beiden Seiten das reliefierte Monogramm "AB" wohl für Anna Biach; ungemarkt; minimaler Chip am Deckel
H. 35 cm

Provenienz

Privatbesitz, Wien

Literatur

vgl. Teeservice aus Silber, MAK Wien, Inv.Nr. Go 2005/1965, siehe: Peter Noever (Hg.), Der Preis der Schönheit. 100 Jahre Wiener Werkstätte, MAK Wien, Wien 2003, M 4, S. 59

Schätzpreis: € 8.000 - 12.000
Ergebnis: € 14.080 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Unsere Keramikdose gibt eine Reihe von Rätseln auf:
Das MAK besitzt als eine der beeindruckendsten Arbeiten Josef Hoffmanns aus den Anfängen der Wiener Werkstätte ein Kaffee- und Teeservice, das im Jahr 1903 entstanden und von der Wiener Werkstätte unter der Nr. S 82 archiviert wurde. Es ist aus gehämmertem Silberblech gefertigt, die Kannen und die Zuckerdose tragen aus Koralle und Ebenholz bestehende Griffe; sämtliche Objekte tragen das reliefierte Monogramm "AB". Unsere Dose ist aus Keramik hergestellt, die innen weiß und außen silberfarben glasiert ist. Die Oberfläche ist dem Service nachempfunden, desgleichen der auf dem Deckel angebrachte Griff. Die Dose weist Gebrauchsspuren auf, sie muss nach unserer Überzeugung annähernd gleichzeitig mit dem Service hergestellt worden sein und in der Küche eben jenes Haushaltes Verwendung gefunden haben, an den die Wiener Werkstätte das Service geliefert hat. (Wer mit den Initialen "AB" bezeichnet war, ist nicht ganz sicher, am wahrscheinlichsten ist ein Mitglied der Familie Biach.) Die überaus aufwändige Herstellungsweise der Vorratsdose – es musste eine eigene Form modelliert werden – indiziert zwingend, dass es sich nicht um eine Imitation handelt, sondern um eine bewusste Übernahme bestimmter äußerer Kennzeichen. Da nicht anzunehmen ist, dass Josef Hoffmann es hingenommen hätte, wenn seine Entwürfe imitiert oder verfremdet worden wären, gehen wir davon aus, dass unsere Vorratsdose im Einvernehmen mit der WW, sehr wahrscheinlich sogar in ihrem Auftrag, hergestellt worden ist. Dafür spricht auch, dass die Keramik nicht mit einem der uns bekannten Monogramme der damals existierenden Keramikwerkstätten versehen ist. Sie fand wohl hauptsächlich in der Küche Verwendung, gelegentlich aber auch – gemeinsam mit dem Service – im herrschaftlichen Haushalt.